2009/04/20

Teil 9

Tage und Wochen vergingen und ich bin vollkommen am Ende. Ich bin zwar fit aber dieser ständige Druck von Nervosität und Aufmerksamkeit machen einen innerlich fertig. Als würde ständig ein Epileptiker mit einer geladenen Waffe vor deinem Gesicht herumfuchteln. Und es ist egal ob du jeden Tag wie frisch geboren aufstehst. Denn Angst überschreitet jede unmögliche physische Grenze. Trotzdem war ich nicht untätig und habe die Eliminierung meiner aktuellen Zielperson immer wieder geprobt. Diesen verdammten Wagen bestimmt an die 100 Mal den Abhang herunter gejagt. Ausgetüftelt bis zur absoluten Perfektion. Und heute ist der große Tag. Falls mein Mittelscheitelkumpel es wirklich darauf abgesehen hat mich fertig zu machen, wird er erscheinen. Dieser Spuk wird ein Ende haben. Heute Nacht.


19:32:13. Alles steht auf Position und meine Beretta geladen und entsichert in meinem Halfter. Noch 54 Sekunden. Die Augen auf meiner Uhr und die rechte Hand an der Handbremse. 37 Sekunden. Meine Augen bleiben auf der Uhr. Nichts darf mich jetzt ablenken. Und wenn eine verschissene Atombombe in meiner Arschtasche explodiert. Ich muss konzentriert bleiben. 16 Sekunden. Mein Handy klingelt. Das kann nicht sein. Mein Handy klingelt nie. Er ist hier und will mich ficken. Nicht reagieren und auf die Uhr schauen. Nichts anderes.


3...2...1... und los. Ich löse die Handbremse und lasse den Wagen rollen. Ich schaue ihm konzentriert hinterher und warte auf die Falle die er mir stellen wird. Ecke 1 geschafft. Ecke 2 geschafft.

Und da biegt auch schon die Zielperson um die Ecke und das ist mein Zeichen meine Beretta aus dem Halfter zu ziehen und zu laufen.


Jetzt nur noch ein paar Meter und der Wagen wird mit der Zielperson zusammenstoßen.

Und... Verdammte Scheiße. Was soll das? Der braun gekleidete Wixer springt um die Ecke und feuert wie wild mit einer Knarre in die Luft. Natürlich wendet die Zielperson und verpisst sich so schnell er kann. Jetzt wird es Zeit aktiv zu werden. Ich renne los. Er bemerkt mich sofort und rennt weg. Warum lässt der Mistkerl seine Pistole fallen? Auch egal. Besser für mich.


Er ist verdammt schnell und es könnte gut sein das er mir entwischt. Ich versuch ihn einfach nicht aus den Augen zu verlieren und die Schmerzen in meinen Beinen nicht zu beachten. Zu meinem Glück biegt er in eine dunkle Seitenstraße ein. Oh ja, da werden wir schön ungestört sein. Es folgt ein anstrengender Hürdenlauf über Mülleimer und Pfützen. Der Kerl wird langsamer und biegt nochmal ab und das war ein Fehler. Ich kenne die Gegend gut und weiß das es eine Sackgasse ist. Mit einem gemischten Gefühl zwischen Freude und Vorsicht renne ich auch um die Ecke und da steht er. In der Falle und unbewaffnet. Jetzt gehörst du mir.

Er schaut sich hastig in der Gegend um, erspäht eine Glasscherbe und hebt sie auf. Das ist mein Stichwort die Waffe zu ziehen. Das nennt man wohl einen unfairen Mexican Standoff. Unfair eigentlich nur für ihn.

Da stehen wir nun. Auge in Auge. Beide bewegungslos. Beide still. Nun fang schon an zu reden. Das bist du mir schuldig. Sobald du was anderes tust als reden, muss ich dich abknallen. Und ich will das du redest.

Endlich. Sein Mund bewegt sich.


Und? Wie geht’s?“


Das war wohl das dämlichste was er in dieser Situation sagen konnte. Hoffe der nächste Satz wird besser und lasse ihn weiter reden.


Könntest du aufhören mit dem Ding auf mich zu zielen?“


Schon besser. Jetzt hat er sich eine Antwort verdient.


Das kannst du vergessen. Ich werde damit gleich deinen Arsch in die Hölle schicken.“


Manchmal bin ich echt theatralisch.


Was ist denn los? Ich will dir doch nur helfen.“

Helfen? Du lässt mich beinahe abkratzen und versaust mir meinen Auftrag. Auf deine Hilfe ist geschissen.“


Er lacht. Warum lacht er?

Warum lachst du, Arschloch?“


Du hast es immer noch nicht kapiert? Ich glaub es nicht.“

Was kapieren? Rede Klartext.“

Ist dir nicht aufgefallen wie schwachsinnig das alles hier ist? Dein Gerede und dein Benehmen. Ist alles für den Arsch.“

Was redest du für ein Scheiß. Wie bist du eigentlich in die Zeitschleife gekommen? Sag schon oder du bist ein totes Stück Scheiße.“


Er senkt den Kopf und spannt die Hand mit der Glasscherbe an. Ich mache mich auf eine Angriff gefasst. Er hebt seinen Kopf um mit mir zu reden.

Ich wollte dich befreien. Aber ich scheine nicht das richtige Mittel zu sein.“


Auf einmal stößt er sich die Glasscherbe in den Hals. Immer und immer wieder. Und wie sein Blut aus ihm fließt so zerfließen auch meine Hoffnungen auf Antworten. Verdammt.

Er lässt die Scherbe fallen und geht langsam gurgelnd zu Boden bis er auf den Knien ist. Schwankt wie ein alter Baum im Sturm. Sein kraftloser Mund macht sich bereit für die letzten Worte.

Ist dir nie aufgefallen das immer alles so passiert wie du es willst?“


Er knallt mit seinem Gesicht auf den Asphalt. Das wars.


Ich beobachte fassungslos die Situation bis ein lauter Krach hinter mir mich wieder ins Bewusstsein schleudert. Ich drehe mich um.

Der Wagen der Zielperson ist gegen die Wand hinter mir gefahren. Die Zielperson wurde aus dem Auto mit dem Kopf gegen die Wand geschleudert. Sein Schädel vollkommen deformiert und Fleischfetzen an der Hauswand verteilt. Ich schaue ihn mir genauer an. Er ist definitiv tot. Muss verschwinden und einen klaren Kopf bekommen. Ich laufe nach Hause und frage mich ob das alles Zufall sein kann.


Kann es?



Fortsetzung folgt...

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